Nach zweieinhalb Jahren Vereinigte Arabische Emirate, vier Umzügen und der dritten eigenen Wohnung glaubt man eigentlich, dass man schon so ziemlich alles gesehen hat. Während unseres Umzugs dieses Jahr im September lief auch alles unglaublich smooth und reibungslos ab. (Ja ok, wir hätten beinahe keinen Strom gehabt, weil der Agent das komplett verbummelt hat und ich kann nicht schnell genug die Anmeldung für Strom und Wasser durchführen konnte. Ach, und weil er eh schon dabei war, hatte er auch keine Einzugsgenehmigung für uns beantragt, weil er so beschäftigt gewesen sei. (für das Einsammeln seiner Maklergebühr war er aber nicht zu beschäftigt, erklärt sich von selbst ne?).
Anyway, jedenfalls haben wir es wirklich geschafft, an einem Tag komplett umzuziehen, die neue Wohnung zu putzen, alles einzuräumen und die alte Wohnung zu übergeben. Abends mit einem Bierchen auf dem Balkon dämmerte es mir schon, dass das irgendwie zu gut läuft.
Am nächsten Tag machte ich mich an ein paar Erledigungen. Eigentlich hatten wir alles mitgebracht an Möbeln etc. Nur das Internet musste angeschlossen werden, Vorhänge ins Wohn- und Schlafzimmer und ein Fliegengitter an die Tür. Kontakte hierzu hatte ich mir schon von unserem Agent geben lassen (der komischerweise gar nicht mehr so busy war, als seine Firma davon Wind bekam, wie unser Umzug lief). Am Nachmittag hatte ich dann also die Vorhangherren da. Die übernahmen das ausmessen, ich suchte Farbe und Stoff aus. Soweit, so klar, wieder extrem einfach und problemlos.

„Alles klar, Madam, ende der Woche bringen wir die Vorhänge!“ In mir ein kleiner Freudentanz. SIEHST DU DUBAI – NACH FAST DREI JAHREN HAB ICH DICH ENDLICH IM GRIFF. So little I knew. Ende der Woche kamen zwei andere Mitarbeiter der Vorhangfirma und brachten die Vorhänge an. Ich, zunächst noch geblendet von meiner Euphorie, wie gut ich alles im Griff hatte, war total begeistert. Bis ich dann näher hinsah.
Die Vorhangbahnen waren, da unsere Fensterfront relativ weit ist, einfach zusammengenäht. Aber nicht nur das, die waren so zusammengenäht, dass ich, hätte ich im Heimat und Sachkunde Unterricht in der 2b JEMALS gewagt so zu nähen, bei Frau Manlig einen dicken Satz heiße Ohren bekommen. Seht selbst:


Und da stehste dann, weißt nicht ob du weinen oder lachen sollst. Vor dir stehen zwei Vorhangfachmitarbeiter, die weder dabei waren, als du die Vorhänge bestellt hattest, noch auch nur ein klein bisschen Englisch sprechen könnten. Absolut klassische Masche übrigens in Dubai: der Salesman spricht immer Englisch und versichert dir, es sei alles gut, einfach und könne exakt so gemacht werden, wie du es willst. Ausnahmslos ALLE WEITEREN Mitarbeiter der Firma sprechen kein Englisch und haben keine Ahnung wer du bist, was du bestellt hast.
Und dann kommt die weltbeste und stets genutzte Erklärung für das Disaster: „Ne, Madam, das passt schon so. So machen wir das immer. Da hat sich bisher noch nie einer beschwert.“ Und dann legen die ihren Unschuldsdackelbabyblick auf. Ich mein das ernst Leute, die bekommen mich da manchmal soweit, dass ich an mir und meinem Verstand zweifle. „Vielleicht bin ich einfach zu streng? Zu extrem? Zu deutsch? Haben das wirklich alle so? Vielleicht gehört das ja echt so?“ ABER LEUTE. Hier nochmal das Bild. Das kannste dir doch so nicht ins Wohnzimmer hängen? Ich meine, da hätt‘ ich auch alte Topflappen von Ikea aufhängen können.
Naja, ich hab‘ mich natürlich nicht vom Dackelblick einlullen lassen. Erstmal schön rumgeplärrt – hat mich zwar keiner verstanden, aber für den inneren Frieden war das gut. Hab dann mit Händen und Füßen erklärt, dass Sie die Vorhänge mal getrost wieder mitnehmen können. „ICH MELDE MICH!“ hab ich dann tatsächlich in deutsch hinter denen hergerufen. Haben die natürlich nicht verstanden, wollte ich schon immer mal sagen.
So der Text sollte eigentlich super kurz werden, weil der eigentliche Hammer aka. DAS FLIEGENNETZ erst noch kommt. Aber ‚kurz halten‘ ist noch weniger Meins, als Nähen. Trotzdem, in aller kürze die Auflösung. Ich habe eine deutsche Designerin meines Vertrauens kontaktiert und tatsächlich gibt es Stoffbahnen für den Vorhang – so wie ich ihn wollte – nur in einer gewissen Breite, weswegen das dann zusammengenäht werden muss. Klar, hätte mir das vorher mal jemand sagen können, dann hätte ich das vielleicht nochmal umentschieden, aber seis drum. Jedenfalls hat sie mir dann das Fachwort genannt, wie die die Bahnen vernähen müssen, damit man das möglichst wenig sieht, was sie dann auch gemacht haben. Ich hab’s dann auch wirklich dabei belassen, da ich zur selben Zeit mit dem Fliegengitterfacharbeiter in den Krieg gezogen bin und dort alle meine Energie brauchte. Aber davon erzähle ich euch beim nächste mal.
Eure Luisa